Nachhaltigkeit in der Tattoo-Branche – was Artists und Kund:innen tun können
- Moritz Pliska

- 16. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Tattoos sind Kunstwerke fürs Leben - doch auch sie hinterlassen Spuren, nicht nur auf der Haut, sondern auch in der Umwelt. Jede Session produziert Müll, verbraucht Energie und benötigt Materialien, die oft Einweg sind. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Tattoo-Szene. Immer mehr Studios und Kund:innen wollen ihren Beitrag leisten, damit Tattoos umweltfreundlicher werden.
Hier erfährst du, welche Maßnahmen Studios und Künstler:innen ergreifen können - und wie auch Kund:innen aktiv mithelfen können, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
1. Nachhaltigkeit im Tattoo-Studio
Abfall reduzieren & recycelbare Materialien nutzen
Ink Cups, Maschinenhüllen und Barrieren gibt es mittlerweile auch aus biologisch abbaubarem Bioplastik.
Papier und Stencil-Material nur so viel wie nötig einsetzen, Schmierpapier doppelt verwenden.
Mülltrennung ernst nehmen: Nicht kontaminierte Verpackungen können recycelt werden, gefährlicher Abfall wird separat entsorgt.
Digitale Abläufe statt Papierflut
Aufklärungsbögen, Einverständniserklärungen und Rechnungen können digital abgewickelt werden.
Auch die Terminverwaltung funktioniert papierlos - schneller, übersichtlicher und nachhaltiger.
Energieeffizienz & Wasser sparen
LED-Lampen, effiziente Kühlschränke, Bildschirme, Drucker und Sterilisationsgeräte senken den Stromverbrauch.
Geräte nur laufen lassen, wenn sie gebraucht werden.
Auch beim Reinigen lässt sich ansetzen: Wasser sparsam einsetzen und auf umweltfreundliche Reinigungsmittel achten.
Nachhaltiger Einkauf
Materialien gebündelt und in größeren Mengen bestellen reduziert Transportwege und Verpackung.
Kooperation mit regionalen Lieferanten senkt CO₂ und stärkt die lokale Wirtschaft.
Nachhaltiger Verbrauch
Künstler:innen können bewusst darauf achten, kleinere Farbportionen in Cups abzufüllen, damit nichts weggeworfen werden muss.
Verbrauchsmaterialien wie Handschuhe oder Folien sollten im Rahmen so effizient wie möglich eingesetzt werden.
Kund:innen informieren & Bewusstsein für die Nachhaltigkeit in der Tattoo-Branche schaffen.
Studios können transparent zeigen, welche nachhaltigen Schritte sie gehen - z. B. durch Hinweise im Studio oder auf Social Media.
Aufklärung motiviert Kund:innen, selbst mitzuziehen und zeigt, dass Nachhaltigkeit ein Gemeinschaftsprojekt ist.

2. Nachhaltigkeit als Kund:in
Auch Tattoo-Kund:innen können eine Menge beitragen:
Mehrere Tattoos in einer Session
Statt jedes Mal einzeln ins Studio zu fahren, ist es nachhaltiger, mehrere kleine Tattoos in einer Sitzung umzusetzen. Das spart nicht nur Material, sondern auch CO₂ beim Fahrtweg.
Vorbereitung zuhause
Die Stelle bereits mit einem Mehrweg-Rasierer sauber rasieren – statt auf Einwegrasierer im Studio zurückzugreifen.
Nachhaltig anreisen
Öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften nutzen.
Den Termin gleich mit einem Freund kombinieren - zwei Tattoos, nur eine Anreise.
Kleidung
In alter Kleidung kommen, die Flecken verträgt, statt riskieren zu müssen, dass ein Shirt danach weggeworfen wird.
Zahlungsweise
Digital bezahlen spart Bargeldhandhabung und Papierquittungen.
Nachhaltige Nachsorge
Vegane, tierversuchsfreie Pflegeprodukte nutzen, am besten mit recycelbarer Verpackung.
Produkte gleich im Studio oder beim nächsten Einkauf mitnehmen, statt eine Extra-Fahrt zur Drogerie zu machen.
Online Termine & Kommunikation
Termine digital vereinbaren, Aufklärungsbögen online ausfüllen und Nachsorgeinfos per Mail erhalten – so wird Papier eingespart und unnötige Fahrten reduziert.
3. Wie viel CO₂ verursacht eigentlich ein Tattoo-Termin?
Auch beim Tätowieren entsteht ein ökologischer Fußabdruck – durch Anfahrt, Verbrauchsmaterial, Energie und Logistik. Rechnet man all diese Faktoren zusammen, liegt der Ausstoß pro Termin je nach Verhalten zwischen rund 1,3–1,5 kg CO₂ im Optimalfall (ÖPNV statt Auto, recycelbare Materialien, effiziente Geräte, digitale Abläufe) und etwa 7,3–7,7 kg CO₂ im ungünstigsten Fall (Einzelanreise mit dem Auto, zusätzliche Fahrten des Artists, viel Einwegmaterial, alte Beleuchtung, Papierformulare).
Besonders groß ist der Unterschied bei der Terminplanung: Wer sechs kleine Tattoos an sechs verschiedenen Tagen stechen lässt, verursacht über 40 kg CO₂. Werden die Motive stattdessen in einem einzigen Termin umgesetzt, fallen nur etwa 1,5–2,0 kg CO₂ an – eine Ersparnis von über 90 %. Die größten Hebel sind also neben der Materialwahl, der Logistik und dem Stromsparen die Anreise und Bündelung von Terminen.

4. Fazit – Nachhaltigkeit ist Teamwork
Nachhaltigkeit in der Tattoo-Branche bedeutet nicht, Abstriche bei Hygiene oder Qualität zu machen. Im Gegenteil: Mit durchdachten Abläufen, recycelbaren Materialien und bewusstem Konsum können Studios und Kund:innen gemeinsam viel bewirken.
Studios haben die größten Hebel, etwa durch nachhaltigen Einkauf, energieeffiziente Geräte und Aufklärung.
Kund:innen können durch Terminplanung, Anreise, Vorbereitung und Nachsorge ihren Teil beitragen.
So wird dein Tattoo nicht nur ein einzigartiges Kunstwerk auf der Haut, sondern auch ein Statement für einen verantwortungsvolleren Umgang mit unserer Umwelt.
Hinweis:
Die genannten CO₂-Werte sind Schätzwerte. Sie basieren auf Durchschnittsdaten zu Verkehr, Strom und Materialien (z. B. Umweltbundesamt, PlasticsEurope). Da Produktionsbedingungen, Studiogröße, Materialeinsatz und individuelle Anfahrtswege stark variieren, können die tatsächlichen Werte abweichen. Ziel der Berechnung ist es, die Dimensionen und Einsparpotenziale sichtbar zu machen - nicht, absolute Zahlen für jede Session zu liefern.





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